Die Caritas Ulm/Alb-Donau bringt Vermieter und Mieter auf besondere Art zusammen
„Wenn jeder Einliegerwohnungen oder leerstehenden Wohnraum vermieten würde, dann hätten wir keinen Mangel“ – damit stellt Magdalena Tewes, Projektkoordinatorin der kirchlichen Wohnrauminitiative „TürÖffner“ von der Caritas eine gewagte These auf. Das sagt sie selbst, doch sie ist davon überzeugt, dass im Kern an dieser Aussage etwas Wahres dran ist. Und die erfolgreichen Vermittlungen im Alb-Donau-Kreis machen Hoffnung.
Tewes ist als Projektkoordinatorin Ansprechpartnerin für potenzielle Vermieter, denen sie unverbindliche Infos gibt oder mit denen sie schon ganz konkret über Vermietungen spricht. Um zu erklären, wie sie im Idealfall in Aktion tritt, zieht sie ein einfaches Beispiel heran: Eine ältere Frau wohnt alleine in einem großen Haus. Viele Zimmer sind ungenutzt, die Arbeit im Haus kann sie alleine nicht mehr bewältigen. Ein junger Mann wäre gut, der im Garten zur Hand geht. Meldet diese Frau sich bei der Caritas, können Magdalena Tewes und deren Kollegin helfen. Sie haben eine ganze Liste von Leuten, die dringend bezahlbaren Wohnraum suchen und gut zu der älteren Frau passen würden. Ganz nach Wunsch der Frau vermitteln die Projektbeteiligten dann eine ganze Liste möglicher Mieter oder eben nur einen passenden. Für die Caritas endet mit einem Mietvertrag zwischen den Beteiligten die Arbeit allerdings nicht. Regelmäßig schauen sie bei den „Wohngemeinschaften“ vorbei und versichern sich, dass alles gut läuft. „Damit vermitteln wir Sicherheit“, stellt Magdalena Tewes die Vorteile heraus. Denn es könnte ja durchaus sein, dass die Frau aus dem Beispiel oben mit ihrem Mieter nicht zurechtkommt. „Da können wir eventuell vermitteln.“
Insgesamt zwölf solcher Mietverhältnisse haben die Mitarbeiter von „TürÖffner“ in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis schon vermittelt. Drei davon in Ehingen. Vier weitere Vermietungen könnten in den kommenden Wochen in umliegenden Kommunen zustande kommen. Das Problem ist allerdings, dass der Bedarf das Angebot weit übersteigt. „Wir haben 120 Anfragen“, macht die Projektkoordinatorin klar. Darunter sind ältere Ehepaare, denen wegen Eigenbedarf gekündigt wurde, Alleinerziehende oder Geflüchtete, denen auf dem regulären Mietmarkt trotz gesichertem Einkommen niemand Wohnraum vermieten will. Dem gegenüber stehen 41 angebotene Objekte. „Wir sind dringend auf der Suche nach weiteren Vermietern“, macht Tewes all denjenigen Mut, die Kapazitäten hätten. „Wir wollen Anreize setzen, damit mögliche Vermieter nicht nur auf den Gehaltszettel der Mieter schauen“, sagt sie. „Man muss ja auch sehen: Das Amt zahlt mit Sicherheit.“ Gleichzeitig bemühen sich Magdalena Tewes und ihre Kollegen aktuell darum, das Projekt auch über 2022 hinaus zu sichern. Mit zwei Kommunen –Langenau und Dornstadt – haben sie bereits Unterstützungsvereinbarungen getroffen. Gespräche führt Projektkoordinatorin derzeit auch in Ehingen. Denn je mehr kreative Mietverhältnisse zustande kommen, desto größer wird auch der Unterstützungsbedarf. Langfristig kann das kleine „TürÖffner“-Team der Caritas das nicht alleine stemmen und braucht selbst Hilfe, am besten von Ehrenamtlichen.
Auf mehr Angebote auf dem „regulären“ Wohnungsmarkt hoffen die Kommunen in der Region und setzen auf Neubauten mit anteiligen Sozialwohnungen. 48 Sozialwohnungen gibt es aktuell in Ehingen, sie sind alle belegt, schreibt Stadtsprecherin Bettina Gihr-Kneißle. Dennoch stellte die Stadtverwaltung 2019 77 Wohnberechtigungsscheine aus, 2020 kamen weitere 45 dazu. Gerät eine Person oder eine Familie kurzfristig in Not, gibt es Notwohnungen, in denen die Betroffenen unterstützt werden können.
Um mehr sozialen Wohnungsbau zu ermöglichen, gab es in Ehingen zuletzt immer wieder Diskussionen um eine eigene Wohnungsbaugesellschaft. Das hat dazu geführt, dass beispielsweise über dem Kindergarten in der Hehlestraße, den die Stadt aktuell erweitert, weitere Sozialwohnungen in städtischer Hand entstehen werden.
Ähnlich ist die Situation in Laichingen. „Wir stehen in Kontakt mit mehreren Investoren, die beabsichtigen, in Laichingen ein entsprechendes Angebot an Wohnraum zu schaffen“, teilt Bürgermeister Klaus Kaufmann mit. Der aber auch Kritik am Gesetzgeber äußert: „Es muss auch einmal gesagt werden, dass der Gesetzgeber hier in der Pflicht ist, das Bauen und dadurch in der Folge das Wohnen wieder preiswerter zu machen. Viele gesetzliche Regelungen verteuern den Bau eines Gebäudes“, sagt Kaufmann. Zudem müssten dringend gute Abschreibemöglichkeiten für Investoren geschaffen werden, damit die sich mehr für den sozialen Wohnungsbau interessieren. „Das gab es schon einmal und damals hat das sehr gut funktioniert. Der größte Teil des Sozialwohnungsbestandes in Deutschland stammt aus dieser Zeit“, so Kaufmann.