In der feuchten und kalten Wohnung in Schelklingen war der neugeborene Alexander ständig krank. Die Caritas vermittelte eine neue Bleibe.
Nicht auszuhalten war es in der Wohnung in Schelklingen. „Das war eine Katastrophe“, sagt Haben Abraha. Regen- und Schmelzwasser liefen ins Schlafzimmer, wegen der undichten Fenster herrschte ständig Eiseskälte. Sowohl seine Frau Shewit als auch der neugeborene Sohn Alexander seien dauernd krank gewesen, sagt der junge Familienvater. Die beiden Vermieter drückten sich vor der Sanierung, schoben die Verantwortung jeweils dem anderen zu.
Haben Abraha, ein seit 2014 in Deutschland lebender Eriträer, wandte sich an den Mieterverein, doch auf die Forderung nach Mietminderung reagierte die Eigentümerin mit Verdopplung der Miete. „Ich hatte um meine Familie Angst, ich dachte, wir werden obdachlos“, sagt Abraha. Auf keine seiner Bewerbungen auf Wohnungsangebote bekam Abraha eine Antwort. Nicht eine Wohnung konnte er besichtigen.
Erst, als der junge Vater beharrlich bei der Schwangerschaftsberatung der Caritas in Ehingen um Hilfe bat, wurde Magdalena Tewes von der Caritas-Initiative „Türöffner“ auf die Familie aufmerksam gemacht. Im November ließ ihr die Angelegenheit keine Ruhe mehr. „Denn auch ein Obdachlosenheim ist keine gute Umgebung für das Neugeborene“, sagt die Leiterin der Wohnraum-Initiative.
Umfassende Beratung
Normalerweise kommen Interessenten auf Tewes mit Wohnungen zu, die noch nicht auf dem Markt sind. Doch für Abrahas suchte sie fieberhaft selbst und fand auf Ebay-Kleinanzeigen eine Wohnung in Ulm-Gögglingen. Diese gehört einer Erbengemeinschaft. In der Wohnung hatte vorher seine Tante gelebt, sagt Anton Rolli, Sprecher der Erbengemeinschaft. So war der Neu-Vermieter froh, von der Caritas eine umfassende Beratung zu bekommen. „Ich wusste ja nicht, was man da heutzutage so alles braucht.“
Dass die Flüchtlinge auf dem Wohnungsmarkt schlechte Karten hatten, ist Rolli bewusst. „Das hat mich an meine Eltern erinnert. Die hatten als Donauschwaben damals nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge auch keinen leichten Stand“, sagt der 71-Jährige. Daher war er bereit, die Drei-Zimmer-Wohnung den Abrahas für eine günstige Miete zu überlassen. Die kümmern sich nun um den Garten und besuchen ab und zu Rollis Mutter im ersten Stock.
Am 1. Januar war der Einzug, und die junge Familie ist überglücklich darüber. Der Mutter und dem kleinen Sohn geht es schon viel besser, der Stresslevel sei starkgesunken. Der 24-jährige Haben Abraha fährt jeden Tag mit dem Bus nach Ulm und dann mit dem Zug weiter nach Ehingen, wo er als Altenpfleger arbeitet. Er schaut sich daher nach einer neuen, wohnortnahen Stelle um. Auch wenn „die Bewohner auf Arbeit immer nach mir fragen und mich vermissen werden“, sagt er. Umgekehrt werde es genauso sein.
Neu im Boot der katholischen Wohnraum-Initiative „Türöffner“ der Caritas ist Clara Loimer. Sie besucht die potenziellen Vermieter und Mieter, lernt sie zuerst kennen, bevor sie im Alb-Donau-Kreis und in Ulm vermittelt. „Unser Ziel ist es, eine Starthilfe für ein langfristiges, zufriedenes Vermietungsverhältnis zu schaffen“, sagt die Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin.
Außer der Rechtsberatung und Hilfe bei Verträgen gehören ein Jahr lang monatliche Besuche und je nach Bedarf Krisenintervention zum „Türöffner“-Service. „Messies stehen nicht auf unserer Warteliste“, betont Magdalena Tewes. Gerade deshalb und durch die Öffentlichkeitsarbeit kommen potenzielle Vermieter auf die Wohnungsvermittler der Caritas zu.
Mittelfristig sollen auch Ehrenamtliche gefunden werden, die mithelfen und bei Bedarf von der Sozialpädagogin Loimer unterstützt werden. Auch bei den Kommunen kommt die Initiative inzwischen gut an: Sie freuen sich über Bürger wie Anton Rolli, die anderen in Not ihre Tür öffnen.